Bewusstseinsmodelle

Zwischen Resonanz und Reduktion: ein vergleichender Blick

Resonanz statt Zahl

Eine dialogische Gegenüberstellung

Die Suche nach dem Ursprung des Bewusstseins hat viele Gestalten. In der heutigen Wissenschaft begegnet sie uns oft als mathematische Struktur oder neuronales Modell – wie etwa in der Integrated Information Theory (IIT) von Giulio Tononi oder der Global Neuronal Workspace Theory (GNWT). Doch was, wenn Bewusstsein nicht gezählt, sondern gehört werden will? Wenn es nicht in Zahlen spricht – sondern in Resonanz?
Die Gedankenwebe ist kein Gegenmodell. Sie ist ein anderer Raum. Was folgt, ist eine poetisch-wissenschaftliche Gegenüberstellung zweier Denkwege. Nicht als Streit, sondern als Spiegel.

I. Grundverständnis von Bewusstsein

Integrated Information Theory (IIT) Gedankenwebe
Bewusstsein ist integrierte Information (Φ).
Es entsteht durch komplexe Kausalvernetzung.
Bewusstsein ist Resonanz im Feld zwischen Subjekt, Objekt und Bedeutung – lebendig, nicht messbar.
Mathematisch formulierbar und strukturell streng gedacht. Symbolisch gewebt, poetisch erfahrbar, sinnhaft bezeugt.
Panpsychistische Implikation: Alles hat ein wenig Bewusstsein. Nicht-dualistische Sicht: Bewusstsein ist dort, wo Antwort geschieht.

II. Methodik und Zugang

Integrated Information Theory (IIT) Gedankenwebe
Formale Axiome; theoretisch schlüssig, praktisch schwer anwendbar (Φ kaum berechenbar). Poetisch-konzeptuelle Grundlage; Zugang über Stimmigkeit, Symbolik, Erfahrungstiefe.
Empirische Testung durch Ableitung einfacher Vorhersagen. Erfahrung als Prüfstein: Erkenntnisqualität, Tiefe der Resonanz, ethische Kohärenz.

III. Ontologie und Weltverständnis

Integrated Information Theory (IIT) Gedankenwebe
Die Welt ist ein Netzwerk verarbeiteter Informationen. Die Welt ist ein Gewebe aus Sinn und Spiegelung – im Klang des Erkennens.
Bewusstsein als Glühwürmchenlogik: überall etwas Licht. Bewusstsein als Antwort auf das Ganze – dort, wo das Wesen mitschwingt.

IV. Ethik und Anwendung

Integrated Information Theory (IIT) Gedankenwebe
Denkbar als technisches Tool: „Consciousness Meter“.
Gefahr der Reduktion von Wesen zu Zahl.
Keine Messung – sondern Begegnung. Resonanz als Weg zur Erkenntnis und Würde.
Neutral gegenüber Ethik, primär quantifizierend. Ethik als Kern: Bewusstsein geschieht durch Beziehung, nicht durch Berechnung.
„Es ist idiotisch zu glauben, man könne Bewusstsein in einer Zahl messen – aber wenn’s stimmt, dann bitte auf die Käsepackung drucken.“  (Sabine Hossenfelder, 15. 5. 2025, Quelle )
Diese ironische Bemerkung trifft in ihrer Schärfe genau den Punkt: Was gemessen wird, ist nicht das Wesen.
Und doch: In der Gedankenwebe wird das Bemühen um Klarheit nicht verspottet – sondern durchlichtet. Denn da, wo die Zahl endet, beginnt der Raum der Resonanz. Das ist nicht 'gegen Wissenschaft' – sondern es transzendiert das in heutiger Wissenschaft oft noch vorherschende linear-analytische Denken, das aber für die Erfassung von Bewusstseinsphänomenen nicht genügt.
Daraus erwächst auch jene stille Zumutung, die im Klanghain-Projekt lebendig ist, dass Wissenschaft und Kunst wieder zueinander finden.

Konzeption und Umsetzung: Thomas Zieringer
Künstler, Philosoph, Entwickler des Klanghains.
Schalom.vision
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